Die Bepflanzung der Westzunge auf der Südwiese wurde durch drei kombinierte Herangehensweisen inspiriert und entwickelt:
Die als „Tiny Forest“ bekannte Aufforstungsmethode von Akira Miyawaki, welche extrem schnell durch dichte Bepflanzung mit lokalen Gehölzen zur Bildung eines Waldbodens und -mikroklimas führt sowie Mark Shepards Kultivierungsmethode „STUN“ (en: Sheer Total Utter Neglect, de: schiere völlige Vernachlässigung), die auf einen Start mit höchstmöglicher genetischer Sortenvielfalt bei minimalster Pflege setzt. Als dritter Aspekt für die Vorgehensweise bei der Bepflanzung ist die Tatsache, dass Gehölze, die vor Ort aus einem Samen gewachsen sind wesentlich besser an ihrem Standort angepasst sind als umgepflanzte Bäume.
Es handelt sich hier also weder um einen typischen „Tiny Forest“ nach Miyawaki noch um ein reines Waldgartensystem nach Mark Shepard, sondern um ein eigenen Ansatz der einzelne Aspekte der genannten Methoden aufgreift und kombiniert und dabei hauptsächlich auf die Standortanpassung anzielt.
Als Grundprinzip wird in diesem Bereich auf natürliche Auslese gesetzt, so dass sich die von ihren Eigenschaften am besten an unsere lokalen Verhältnisse angepassten Individuen durchsetzen. Letztere benötigen weniger Pflege, sind robuster und weniger anfällig für die vor Ort vorkommenden Krankheiten. In die Fläche wurden hunderte Obst- und Wildobstsamen gesät, deren Sprößlinge rasch einen dichten Gehölzbereich schaffen und später veredelt werden können. Die ausgebrachten Samen wurden zusätzlich durch Obstbaumsämlinge aus der Schattenbaumschule ergänzt, um vom ersten Jahr an Obstgehölze zu etablieren, falls nur wenige der Samen aufgehen sollten. Als schnellwachsende Supportbäume für den Start dienen ca. 50 Ableger von Espen und Weiden, die hier in den angrenzenden Biotopen wachsen. Diese und überschüssige Obstbäume werden in den kommenden Jahren nach und nach wieder aus der Fläche entfernt.
Die vorrangige Ausrichtung liegt auf Steinobst. Nach Norden geht der Bereich über zu Esskastanien und wird in den Randbereichen (Süden, Westen und Osten) zunehmend niedriger durch vorgelagerte Beerenbusch- und Gemüsebeete. Solide Ergebnisse über den Erfolg oder Misserfolg dieses Ansatzes erwarten wir erst nach ca. 6-8 Jahren. Die umliegend gepflanzten Gemüse- und Beerenstrukturen werden jedoch schon sehr schnell zum Gesamtertrag beitragen.
Erfahrungen:
Wie drastisch dieser Ansatz sich auf die Pflanzen auswirkt konnte im Sommer 2023 beobachtet werden. Von den vielen im Frühjahr treibenden Bäumlingen und Ammenbäumen konnten nur wenige die Trockenzeit im Frühsommer überleben. Eine kleine Zahl von Pflaumen, Quitten und Pfirsichen überlebte jedoch die Dürreperiode und scheint ein entsprechend gutes Wurzelsystem ausgebildet zu haben. Insgesamt gingen relativ wenige der Samen auf, was vielleicht daran liegt, dass zum Beispiel nach unserer Erfahrung viele Pflaumensamen erst im zweiten Jahr keimen.